Im Liebefeld steht die älteste Dosenfabrik der Schweiz


Neben Farb- und Lackdosen stellt die Liebefelder Firma Siegerist unter anderem Ostereier und Postkarten aus Blech her. 1998 feierte die älteste Blechdosenfabrik der Schweiz ihr 125jähriges Bestehen.
 
Wer im Supermarkt vor einem Gestell mit Farb- und Lackdosen steht, achtet in der Regel mehr auf den Inhalt als auf die Verpackung. Den wenigsten Käufern dürfte folglich bekannt sein, dass die Dose in ihren Händen mit grosser Wahrscheinlichkeit aus der Liebefelder Blechdosen- fabrik Siegerist stammt. Dort bezieht nämlich die Farb- und Lackindustrie den grössten Teil ihres Bedarfs an Weissblechverpackungen. «Bei den Kleingebinden bis zu fünf Liter Inhalt decken wir 95 Prozent des Marktes ab» hält Firmeninhaber Peter Siegerist nicht ohne Stolz fest. 1998 konnte er mit seinen 60 Angestellten das 125jährige Bestehen der Firma feiern.
Blech-Osterei seit 1924
Zwischen 10 und 20 Millionen Dosen stellt das Familienunternehmen jährlich her. Sie dienen keineswegs nur als Verpackung für Farben und Lacke: Das Sortiment reicht von der Kaviardose bis zur Tablettenschachtel. Auch ausgefallene Artikel wie die Pralinendose in Milchkannenforrn und die MiniTrommel für Basler Leckerli gehören dazu. Besonders stolz ist Siegerist auf das bedruckte Osterei aus Weissblech, das die Liebefelder Firma seit 1924 herstellt - als einzige auf der Welt, wie er betont. «Die Technologie dazu haben wir selber entwickelt und seitdem laufend verfeinert.»
Die Geschichte der Blechdose ist seit ihren Anfängen untrennbar mit der technologischen Entwicklung verknüpft. Als Siegerists Urgrossvater Benedikt Siegerist 1872 mit der Herstellung von Blechdosen begann, standen dem gelernten Spengler lediglich primitive Werkzeuge zur Verfügung. Von Hand rundete er rechteckige Blechabschnitte, lötete sie zusammen und versah sie mit einem gestanzten Blechboden. Was damals mühsame Handarbeit war, wird heute von Maschinen erledigt. Doch auch die Qualität der Dosen hat Fortschritte gemacht. So werden sie seit den fünfziger Jahren mit Spritzgummi abgedichtet, mit der Folge, dass sich seither niemand mehr vor einer Lebensmittelvergiftung wegen undichter Dosen zu fürchten braucht.

«Lebendige Verpackung»
Gewandelt hat sich mit der Zeit auch der Verwendungszweck der Dosen. «Lebensmittel werden heute statt in Dosen eher in Beuteln tiefgekühlt gelagert», erklärt Siegerist. Deshalb mussten sich die Dosenhersteller nach Alternativen umsehen. «Verpackung ist etwas Lebendiges», ist Siegerist überzeugt, «Wir müssen immer wieder neue Ideen entwickeln, wenn wir gegen die Konkurrenz aus Asien bestehen wollen.» Bis jetzt offenbar mit Erfolg, «sonst hätten wir nicht so lange überleben können».
 
Für Siegerist liegt die Zukunft seiner Blechdosenfabrik darin, neue Nischen zu erschliessen. «Nicht nur Güter des täglichen Bedarfs lassen sich in Dosen verpacken, sondern auch Uhren, Kondome, Unterwäsche oder Jeans-Hosen», sagt er. Dass sich im übrigen aus Blech neben Dosen noch ganz andere Artikel herstellen lassen, hat Siegerist bereits gezeigt: «Als einziger Hersteller der Welt machen wir sogar Postkarten aus Blech» sagt der findige Unternehmer.

Quelle: AR 1998 / Stefan von Below


« zurück