Exklusiv beim Schweizer Osterhasen


Es gibt etwas, das gehört für uns ebenso zu Ostern wie Eier, Osterhasen, Küken, Osterglocken und Marzipaneili. Und es gibt es exklusiv vom Schweizer Osterhasen. Zwar kann man die Dinger jetzt auch in Deutschland, Amerika, England, Frankreich usw. kaufen. Aber sie kommen allesamt aus Bern. Was wir meinen? Blechostereier, natürlich!

Wissen Sie übrigens, was Handcremebüchsen, Süssstoffschachtein, Pillendosen, Farbkanister, Zückerlidosen, Melkfettbüchsen, Boutique Dosen, Kleiderbüchsen (kommen dieses Jahr auf den Markt) und Blechostereier gemeinsam haben? Ganz einfach: Sie werden allesamt bei der Firma Siegerist AG in Bern hergestellt.
Und die Siegerist AG ist tatsächlich die einzige Firma auf der ganzen Welt, die Blechostereier herstellt. Diese kleinen Dinger, die man nicht aufbringt, wenn man den Trick nicht kennt, und in denen man meist Zuckereili findet, gelegentlich auch mal ein Praline. Diese bunten Eier, die schon seit ewigen Zeiten zu Ostern gehören. Wenigstens kommt es uns so vor. Denn eigentlich stellt die Siegerist AG (übrigens die älteste Blechverarbeitungsfirma der Schweiz) die Eier erst seit 1923 her. Wurden Blechostereier auch in Bern erfunden? «Das nicht» erzählt uns Peter Siegerist, «von Sammlern weiss ich, dass es zu Ende des letzten Jahrhunderts auch anderswo Firmen gegeben haben muss, die Blechostereier fabrizierten. Es fehlen zwar Dokumente darüber, aber man nimmt an, dass es in Ostdeutschland und in England je eine Fabrik gab».

Aber wie gesagt, seit 1923 ist man in Bern in Sachen Blecheier konkurrenzlos. Konkurrenz ist auch in Zukunft wenig zu erwarten, denn zur Herstellung «perfekter» Eier ist eine Reihe von teuren Spezialwerkzeugen nötig. Und das Verfahren, mit dem man ein Ei ohne Falten, Farbschäden, Risse und Sprünge herstellt, ist ein Geheimnis der Firma. «Unsere Eier waren nicht immer so schön wie jetzt», meint Peter Siegerist.
«Früher waren die Ränder scharf, nicht gerollt, wie heute. Und es gab Falten usw. Aber heute stellen wir Eier her, die eine perfekte Eierform haber, sie sehen aus - na, wie Eier eben aussehen sollen».

Daneben sollen die Eier natürlich noch andere Funktionen erfüllen. «Mit dem Aussehen ist es nicht getan. Die Eier dienen ja vor allem als Verpackung. Das heisst, sie dürfen nicht gleich von selbst aufspringen, wenn sie auf den Boden fallen, sie müssen die verpackte Ware schützen, müssen daher gut schliessen, aber anderseits müssen sie leicht zu öffnen sein, damit der Käufer an die Ware herankommt.» Die Eier sind übrigens tatsächlich leicht zu öffen - wenn man weiss, wie's gemacht wird. Man braucht das Ei nur mit Daumen und Zeigefinger in der Mitte zusammenzudrücken, dann springt es von selber auf. Übung macht den Meister.
Bis ungefähr 1960 wurden die Blecheier ausschliesslich in der Schweiz verkauft. Damals wurden sie nur mit den traditionellen Ostermotiven bedruckt, die sich bis heute kaum verändert haben - mit Osterhasen, Osterhasen im Auto, Osterhasen am Telefon, Osterhase beim Eiermalen, Osterhasen in jeder Form. Auch heute werden für den Schweizer Markt fast ausschliesslich Ostermotive gedruckt. Aber seit den sechziger Jahren ist die Siegerist AG daran gegangen, den «Ostereier-Markt» zu vergrössern.

Eier werden inzwischen in aller Herren Länder verkauft. Speziell für die USA gibt es eigene Ostermotive, die auf den amerikanischen Geschmack ausgerichtet sind. Nach England werden Eier mit Märchenmotiven, Naturdarstellungen, nostalgischen Bildern geliefert (die dann wieder in die Schweiz gebracht werden und oft in Boutiquen zu kaufen sind). Und das Basler Läckerli-Hus» bestellt seine eigenen Eier, die bei Bonbon-Fans mit Recht beliebt sind. Wie werden die Ostereier aber eigentlich hergestellt?
Die Sujets, die übrigens häufig aus Wettbewerben stammen, werden auf Blechplatten gedruckt, die zuvor weiss lackiert worden sind, damit die Farben besser zur Geltung kommen. Es wird jeweils ein Satz (das sind 5 Sujets) gleichzeitig gedruckt. In grossen Öfen werden die Farben in einem kostspieligen Verfahren getrocknet. Danach werden die Bleche in Streifen geschnitten und mit speziellen Stanzmaschinen werden die Eier in ihre endgültige Form gepresst. Übrigens werden Ober- und Unterteile zunächst genau gleich hergestellt, erst im nachhinein bekommen die unteren Schalen jenen speziellen Knick, der für einen guten Verschluss garantiert. Danach werden die Eierhälften getrennt verpackt und versandt. Was hineinkommt, bleibt der Phantasie des Kunden überlassen. Bei uns sind es meist Zuckereili. Denn die gehören ja auch zu Ostern. Genau wie Osterhasen, Osterglocken, Küken und Blechostereier.

Quelle: Zeitschrift Herzblatt 1986


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